Der Schweizer Friedensforscher Daniele Ganser sprach in Hannover über den Ukraine-Krieg und die Rolle Russlands unter Putin. Die Krise sei aufgrund geopolitischer Interessen verschiedener Länder entstanden und könne nicht nur auf Russlands Handlungen zurückgeführt werden.
Daniele Ganser betonte in seinem Vortrag in Hannover, dass viele Kriege in der Geschichte der Menschheit unter falschen Vorwänden geführt wurden. Ein aktuelleres Beispiel dafür sei der Irakkrieg im Jahr 2003, der aufgrund angeblicher Massenvernichtungswaffen geführt wurde, die sich später als nicht vorhanden herausstellten.
Viele Kriege seien von Geheimdiensten initiiert worden, um politische Ziele zu erreichen, so Ganser. Ein Beispiel dafür sei der Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Mossadegh im Iran im Jahr 1953, der von der CIA unterstützt wurde. Durch diesen Putsch konnte die USA ihre Kontrolle über die iranische Ölindustrie sichern.
Des Weiteren sprach Ganser über die Rolle von Propaganda in Kriegen. Er betonte, dass diese oft dazu diene, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und Zustimmung für Krieg zu generieren. Ein Beispiel dafür sei die Propaganda, die im Vorfeld des Ersten Weltkrieges betrieben wurde.
Ganser sieht auch in der Ukraine-Krise ein Beispiel für eine Konflikteskalation durch Propaganda. Er betont, dass sowohl die USA als auch Russland in der Ukraine Kräfte unterstützt haben, die ihnen politisch genehm waren. Die USA unterstützten die prowestliche Regierung in Kiew, Russland die prorussischen Separatisten in der Ostukraine.
Die Ukraine-Krise sei aufgrund der geopolitischen Interessen verschiedener Länder entstanden und sei nicht nur auf die Handlungen Russlands zurückzuführen ist. Ganser kritisierte auch die einseitige Berichterstattung in den westlichen Medien, die häufig allein Russland für die Krise verantwortlich machen.
Ganser beschreibt Putin als einen nationalistischen und autoritären Führer, der die NATO-Erweiterung und die Einflussnahme des Westens in den ehemaligen Sowjetrepubliken als Bedrohung für Russland und seine Interessen sieht. Daher betrachtet Putin die Krim sowohl als strategisch wichtigen Ort für die russische Marine, als auch historisch russisches Gebiet.
Der Friedensforscher warnt davor, dass die Konfrontation zwischen den USA und Russland in der Ukraine zu einem größeren Krieg führen könnte. Er betont, dass es wichtig sei, sich kritisch mit den Gründen und Zielen von Kriegen auseinanderzusetzen. Nur so könne man verhindern, dass Kriege in der Zukunft unter falschen Vorwänden geführt werden.