DFL-Chefin
Hopfen tritt zurück
07.12.2022
Donata Hopfen übernimmt erst zu Jahresbeginn als Geschäftsführerin bei der Deutschen Fußball Liga. Nach einem Jahr ist ihre Zeit bereits wieder vorbei.
Frankfurt/Main. Mit deutlichen Worten und einem kleinen Seitenhieb hat sich Donata Hopfen von der Deutschen Fußball Liga verabschiedet. Die 46-Jährige beklagte mangelnde Rückendeckung, nachdem das Ende der Zusammenarbeit am Mittwochabend verkündet worden war. Rückhalt habe sie "am Ende nicht mehr gespürt", schrieb sie in den sozialen Medien. Die erste Frau an der Spitze eines großen deutschen Fußballverbandes wünschte "den verantwortlichen Herren den nötigen Mut und Willen zur Veränderung".
Hellman und Leki übernehmen interimsweise
Zunächst sollen tatsächlich wieder Herren die Geschäfte der DFL führen. Der derzeit beim SC Freiburg angestellte Oliver Leki und Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt sollen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur nun als Doppel-Spitze interimsweise die DFL-Führung übernehmen. Offiziell ist das noch nicht.
In der Mitteilung der DFL hieß es, dass das Dienstverhältnis mit der 46-Jährigen sei "einvernehmlich" beendet. Grund für die Trennung seien unterschiedliche Vorstellungen über die weitere strategische Ausrichtung der Gesellschaft, hieß es weiter. Hopfen hatte den Vorsitz des Gremiums erst zu Jahresbeginn als Nachfolgerin von Christian Seifert angetreten.
Hans-Joachim Watzke als Chef des Aufsichtsrates der DFL ließ sich in der Mitteilung pflichtschuldig mit netten Worten zitieren: "Ich bedanke mich bei Donata Hopfen für ihren großartigen Einsatz und die intensiven Monate, in denen wir sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet haben." Tatsächlich hatten Hopfen offensichtliche Probleme mit einigen der Bundesliga-Manager um Watzke.
Trotzdem schrieb Hopfen auch: "Das war eine intensive Zeit, ich habe viele großartige Menschen kennen und schätzen gelernt. Ich gehe in dem Bewusstsein, die richtigen Dinge angestoßen zu haben." Das sahen aber nicht alle in der Fußball-Bundesliga so.
Zur neuen Saison soll die Geschäftsführung wieder neu verteilt werden, bis dahin sollen Leki und Hellmann die DFL führen. So oder so hat die neue Führung viele Dinge zu erledigen. Die hinter den Kulissen schon seit Monaten geführten Diskussionen um die erst im Januar dieses Jahres gestartete Hopfen zeigen, dass die Liga viele Probleme zu bewältigen hat.
Kritik an Hopfen
Die Unterschiede zwischen den Branchengrößen wie Bayern München oder Borussia Dortmund auf der einen Seite und Zweitliga-Aufsteigern auf der anderen sind naturgemäß groß, die Bedürfnisse sehr unterschiedlich. Zu den schwierigen Aufgaben der DFL-Führung gehört der Interessenausgleich, der nach dem Ausstieg des allseits angesehenen Hopfen-Vorgängers Christian Seifert nicht einfacher geworden ist.
Das Dauerbrenner-Thema 50+1 hat weiter großes Streitpotenzial. Das Kartellamt drängt auf Klärung. Die Behörde hat nicht grundsätzlich etwas gegen die nur in Deutschland geltende Einschränkung für Investoren, sondern gegen die Ausnahmeregelung für die drei Bundesliga-Clubs Bayer Leverkusen, TSG 1899 Hoffenheim und VfL Wolfsburg. Das Problem stammt noch aus der Zeit von Seifert, ist aber immer noch nicht geklärt. Unter Hopfen war keine Lösung in Sicht.
Das wichtigste Thema der DFL ist die Inlandsvermarktung, die derzeit 1,1 Milliarden Euro pro Spielzeit bringt. Die Clubs wollen nach dem Rückgang der Einnahmen infolge der Corona-Krise beim nächsten Vertrag wieder mehr. Im ersten Quartal 2024 ist die Ausschreibung der audiovisuellen Medienrechte geplant, aber zuvor sind mehrere Schritte notwendig - wie zunächst die Abstimmung mit dem Kartellamt. Das wäre die erste große Aufgabe von Hellmann und Leki.
Eine weitere Baustelle nach der kurzen Hopfen-Ära ist der Investoren-Einstieg. Die DFL arbeitet derzeit daran, dass ein Teil der Medienrechte an Investoren verkauft werden kann - so wie es andere Ligen bereits getan haben. Das Projekt ist allerdings umstritten. Die von Hopfen im September angekündigten Regionalkonferenzen hat es bisher nicht gegeben. Es gibt eine Arbeitsgruppe. Eine Mehrheit für dieses Milliarden-Projekt ist bei den 36 Clubs nicht erkennbar.
Quelle: dpa