Mehrere prominente Freunde durften Tennis-Star Boris Becker nicht im Gefängnis besuchen. Auch Fußballtrainer Jürgen Klopp nicht. Familie und Freunde gaben Becker die nötige Kraft.
"Ich bin ganz gut befreundet mit Jürgen Klopp und Johannes B. Kerner", erzählte Becker in einem TV-Interview, das am Dienstagabend beim Sender Sat.1 gezeigt wurde. Der Trainer des FC Liverpool und der Fernsehmoderator hätten ihn auch besuchen wollen, er habe ihre Namen dann bei der zuständigen Stelle angegeben - doch der Wunsch sei abgelehnt worden. Beispielsweise zur Absage an den Klopp-Besuch sei ihm gesagt worden: "Jürgen darf dich nicht besuchen, weil der ist zu bekannt. Wir haben Angst um seine Sicherheit, und wir wollen den Rummel nicht."
»War beschämt und es war mir peinlich«
In seiner Anfangszeit im Gefängnis habe er aber auch von seiner Familie gar keinen Besuch haben wollen. "Natürlich war ich beschämt, war es mir mehr als peinlich, dass ich verurteilt wurde", sagte Becker. Seine Partnerin habe ihn dann besucht - und habe ihm erst jetzt im Nachhinein gesagt, dass sie sehr erschrocken gewesen sei darüber, wie er ausgesehen habe.
Paradox: Der Knast brachte Becker seiner Tochter Anna näher. "Ich habe noch nie so oft und regelmäßig mit meiner Tochter gesprochen, wie während meiner Zeit im Gefängnis", so Becker. "Wir haben uns jede Woche unterhalten. Auch sie wollte mich besuchen und auch da war ich schüchtern und scheu und wollte nicht, dass meine zarte Tochter ins Gefängnis kommt. Sie ist ein wunderbares Mädchen." Auch die Beziehung zu seinen Kindern Noah und Elias sei enger geworden.
»Das tut dem Jungen nicht gut«
Auch sein jüngster Sohn Amadeus habe ihn besuchen wollen, "aber ich wollte nicht, dass ein zwölfjähriger Sohn seinen Vater im Gefängnis besucht. Ich hab mich mit anderen Gefangenen unterhalten, und alle waren der Meinung: Das tut dem Jungen nicht gut", sagte Becker. "Und ich weiß auch nicht, ob ich das verkraften könnte, wenn er dann bei mir um den Hals liegt und nicht loslässt, und der Wärter kommt und will ihn sozusagen wieder abführen. Ich wollte das nicht, aber ich habe einige Male mit ihm gesprochen - zu wenig."
Mit der Hilfe eines Priesters hat Becker vom Gefängnis aus mit seiner Mutter Elvira telefoniert. "An dem Tag, als Muttertag in Deutschland war, habe ich meine Mutter angerufen" und ihr gesagt, "dass ich lebe und dass es mir gut geht", sagte er. Sie habe ihr Glück kaum fassen können.
Dreiseitiger Brief von Michael Stich
Kraft schöpfte Becker nicht nur aus seiner Familie, sondern auch aus Briefen von Freunden, Bekannten, Fans und insbesondere von Ex-Tennis-Kollegen. "Michael Stich hat mir einen dreiseitigen Brief geschrieben", erzählte Becker über jenen Mann, mit dem er Olympisches Doppel-Gold geholt hatte. Das habe ihn sehr berührt. Auch andere frühere Davis-Cup-Freunde und Prominente wie die Tennis-Trainerin Barbara Rittner hätten ihm geschrieben. "Lange Briefe, jetzt nicht nur "liebe Grüße", sondern zwei, drei Seiten", erzählte der 55-Jährige sichtlich ergriffen. "Das hätte ich so nicht erwartet", sagte Becker. "Das hat mir geholfen jeden Tag, meine Disziplin nicht zu verlieren."