Im Wirecard-Prozess hat der Kronzeuge der Staatsanwaltschaft den früheren Vorstandschef Markus Braun als maßgebliche Figur bei jahrelangem Milliardenbetrug beschuldigt.
München. «Wirecard war ein Krebsgeschwür», sagte der mitangeklagte Manager Oliver Bellenhaus am Montag vor dem Landgericht München. «Es gab ein System des organisierten Betrugs.» Braun sei ein «absolutistischer CEO» gewesen. «Wenn er etwas sagte, wurde es so gemacht.» Braun und Bellenhaus sitzen beide seit zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft, dritter Angeklagter ist der frühere Wirecard-Chefbuchhalter.
Der frühere Wirecard-Manager und Kronzeuge Oliver Bellenhaus kommt zur Fortsetzung des Prozesses in den Gerichtssaal. Laut Anklage sollen Bellenhaus, der ehemalige Vorstandschef Braun und weitere Angeklagte seit 2015 die Wirecard-Bilanzen gefälscht und kreditgebende Banken um 3,1 Milliarden Euro geschädigt haben. 100 Verhandlungstage sind bis ins Jahr 2024 hinein anberaumt.
Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Angeklagten und weiteren Beschuldigten vor, eine kriminelle Betrügerbande gebildet und mit erfundenen Gewinnen die Kreditgeber des 2020 zusammengebrochenen Dax-Konzerns um 3,1 Milliarden Euro geprellt zu haben. Braun bestreitet die Vorwürfe.
Blinde Loyalität ließ ihn Gesetze brechen
«Er sieht sich als Opfer, und das ist ein bekanntes Muster», sagte Bellenhaus über seinen früheren Chef. Blinde Loyalität zu Braun und dem seit zweieinhalb Jahren flüchtigen früheren Vertriebsvorstand Jan Marsalek habe ihn das Gesetz brechen lassen und ins Gefängnis gebracht.
Brauns Verteidiger Alfred Dierlamm hatte den früheren Wirecard-Geschäftsführer in Dubai zuvor beschuldigt, er sei als Kronzeuge unglaubwürdig und habe während der Ermittlungen die Veruntreuung von Millionensummen verschwiegen. Dierlamm warf der Staatsanwaltschaft schwere Fehler und Versäumnisse bei den Ermittlungen vor, und will deswegen das Verfahren stoppen lassen. Die Kammer hat noch nicht über den Aussetzungsantrag entschieden.
Quelle: dpa