Lützerath-Räumung: Molotow-Cocktails auf Polizisten

11.01.2023

Es regnet und stürmt, der Boden ist aufgeweicht: Unter schwierigen Bedingungen ist die Polizei in den besetzten Braunkohleort Lützerath vorgedrungen.

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Erkelenz. Mit einem massiven Aufgebot hat die Polizei begonnen, den von Klimaaktivisten besetzten Ort Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier zu räumen. Die Besetzer leisten Widerstand und greifen die Polizei mit Molotow-Cocktails, Steinen und Pyrotechnik  an.

© Rolf Vennenbernd

Molotow-Cocktail auf Polizisten

Nach Angaben der Polizei Steine und Pyrotechnik in Richtung der Einsatzkräfte geworfen worden. Auch Molotow-Cocktails seien eingesetzt worden. "Unterlassen Sie sofort das Werfen von Molotow-Cocktails. Verhalten Sie sich friedlich und gewaltfrei!", schrieb die Polizei bei Twitter. Zudem seien Gegenstände aus einem Haus in Richtung der Einsatzkräfte geworfen worden, wie ein dpa-Reporter berichtete.

 

 

Sprecherin: Aktivisten entschlossen, in Lützerath zu bleiben

"Die Menschen sind fest entschlossen dazubleiben, auszuharren, die Bäume und die Gebäude zu schützen", sagte Mara Sauer, eine Sprecherin der Initiative "Lützerath lebt". Zu möglichen Verletzten habe sie noch keine Erkenntnisse.

Nach etwa zwei Stunden bezeichnete die Polizei die Lage als "stabil". Die Einsatzkräfte hätten den gesamten Bereich abgesperrt. Polizisten könnten auf dem gesamten Gelände damit beginnen, Barrikaden zu entfernen und Aktivisten nach draußen zu bringen. Die Räumung soll die Grundlage dafür schaffen, dass der Energiekonzern RWE die unter dem Ort liegende Braunkohle für die Stromerzeugung abbauen kann.

Die Bedingungen am Tag der Räumung stellten alle in Lützerath vor besondere Herausforderungen. Es regnete stark und anhaltend, ein kräftiger Wind wehte, der Boden war aufgeweicht. Schon am frühen Morgen zog die Polizei Hunderte Einsatzkräfte aus dem ganzen Bundesgebiet rund um den besetzten Ort zusammen.

Als es langsam hell wurde, schlugen auch die Aktivisten Alarm. Sirenen und Alarmglocken schallten durch den besetzten Ort. "Durch den Tagebau fährt eine nicht endende Kette von Polizeiwagen", schrieben die Besetzer in ihrem Telegram-Kanal. Einige kletterten auf hohe Monopods und Tripods - das sind zusammengebundene Stämme mit Plattformen. Sie wurden in den vergangenen Tagen errichtet, um es der Polizei möglichst schwer zu machen, an die Aktivisten heranzukommen.
 

© Oliver Berg/dpa

Die Bedingungen am Tag der Räumung stellten alle in Lützerath vor besondere Herausforderungen. Es regnete stark und anhaltend, ein kräftiger Wind wehte, der Boden war aufgeweicht. Schon am frühen Morgen zog die Polizei Hunderte Einsatzkräfte aus dem ganzen Bundesgebiet rund um den besetzten Ort zusammen.

Als es langsam hell wurde, schlugen auch die Aktivisten Alarm. Sirenen und Alarmglocken schallten durch den besetzten Ort. "Durch den Tagebau fährt eine nicht endende Kette von Polizeiwagen", schrieben die Besetzer in ihrem Telegram-Kanal. Einige kletterten auf hohe Monopods und Tripods - das sind zusammengebundene Stämme mit Plattformen. Sie wurden in den vergangenen Tagen errichtet, um es der Polizei möglichst schwer zu machen, an die Aktivisten heranzukommen.

Polizisten und Aktivisten standen sich gegenüber

An der Grenze zum Ort Lützerath, der seit Jahren dem Energiekonzern RWE gehört und von den einstigen Bewohnern längst verlassen wurde, standen sich Polizisten und Aktivisten konfrontativ gegenüber. "Dieser Einsatz kann ja wohl nicht der Grund gewesen sein, dass Sie Polizist geworden sind", rief einer der Aktivisten den Beamten zu.

Dann ging alles ganz schnell: Um kurz nach halb neun rückten hunderte Polizisten vor, durchbrachen ohne großen Widerstand erste Ketten der Demonstranten. Es kam zu Rangeleien. "Sie können den Bereich jetzt hier verlassen, ohne dass es weitere Konsequenzen für sie hat", hieß es in Lautsprecherdurchsagen der Polizei. Etwas später wurde der Ton rauer: Wer jetzt nicht gehe, müsse "mit der Anwendung unmittelbaren Zwangs rechnen".

Einige Klimaschützer folgten der Aufforderung und gingen freiwillig. Sie wurden vom Gelände eskortiert. Viele wollen aber weiter Widerstand leisten. "Die Menschen sind fest entschlossen dazubleiben, auszuharren, die Bäume und die Gebäude zu schützen", sagte Mara Sauer, eine Sprecherin der Initiative "Lützerath lebt". Nach dem Vorrücken der Polizei konnten die Aktivisten aber weitgehend nur noch in ihren Baumhäusern ausharren. Laut Polizei waren etwa 25 Baumhäuser errichtet worden, einige davon in großer Höhe.

Einige Demonstranten protestierten auch bewusst mit leisen Tönen gegen den Polizeieinsatz. Ein Aktivist saß mitten im Regen an einem alten Klavier und spielte, während die Beamten in den Ort vorrückten. Andere hatten sich um ein Kreuz versammelt, beteten und sangen "Von guten Mächten wunderbar geborgen". 

Zaun um Ort soll gebaut werden

Der Energiekonzern RWE kündigte an, dass nach dem Polizeieinsatz als erstes ein eineinhalb Kilometer langer Zaun um den Ort gebaut werde. "Er markiert das betriebseigene Baustellengelände, wo in den nächsten Wochen die restlichen Gebäude, Nebenanlagen, Straßen und Kanäle der ehemaligen Siedlung zurückgebaut werden. Zudem werden Bäume und Sträucher entfernt", schrieb der Konzern.

Die Kohle, die unter Lützerath liegt, werde benötigt, um in der Energiekrise Gas für die Stromerzeugung in Deutschland zu sparen, argumentierte RWE. Die Aktivisten bestreiten das und verweisen dabei unter anderem auf eine Studie von Wissenschaftlern mehrerer Universitäten, die sich als "CoalExit Research Group" zusammengeschlossen haben. Demnach reicht die Kohle im aktuellen Abbaubereich allemal aus - auch unter den Bedingungen der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise.

Lützerath ist ein Ortsteil der 43 000-Einwohner-Stadt Erkelenz im Westen von Nordrhein-Westfalen. Der inmitten von Feldern gelegene Weiler befindet sich inzwischen unmittelbar an der Kante des Braunkohletagebaus Garzweiler. Die darunter liegende Kohle soll zur Stromgewinnung gefördert werden.

Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach hatte im Vorfeld betont, der Einsatz in Lützerath werde einer der herausforderndsten der letzten Jahre. Dafür waren Einsatzkräfte aus dem ganzen Bundesgebiet zusammengezogen worden.
 

 

Quelle: dpa

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