Die Exklusiv-Meldung von DE24LIVE.de, wonach die Medien-Holding von Silvio Berlusconi, MFE, bei der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde ''den Erwerb der faktisch alleinigen Kontrolle an der ProSiebenSat1 Media Deutschland'' angemeldet hat, schlägt in der Medienszene und Politik hohe Wellen.
Die Fragen, die sich alle stellen: Will der italienische Rechtsaußen-Politiker Berlusconi tatsächlich beim größten deutschen Privat-TV-Konzern die "alleinige" Macht übernehmen? Wie viele Prozent besitzt Berlusconi tatsächlich? Was sind die Folgen für ProSieben und Sat 1?
Bekannt war, dass Berlusconi schon bisher knapp 25 % an ProSiebenSat 1 besessen hat. Bis Anfang November kaufte er weitere 4 % dazu, steigerte seinen Anteil damit auf über 29 %.
Ab einem Aktienbesitz von mehr als 30 % wäre ein Übernahmeangebot an alle anderen ProSiebenSat1-Aktionäre fällig.
Diese 30 %-Marke dürfte Berlusconis Holding MFE ("Media For Europa") nun auf jeden Fall überschritten haben. Denkbar ist, dass Berlusconis Anmeldung bei der Bundeswettbewerbs-Behörde also nur wegen Überschreitens der 30 %-Marke fällig wurde.
Dann allerdings ist völlig unklar, warum Berlusconi - wörtlich - "den Erwerb der faktisch alleinigen Kontrolle an ProSiebenSat1" angemeldet hat. Dafür wären mehr als 50 % der Anteile nötig.
Tatsächlich ist der Kurs der ProSiebenSat1-Aktie im Jahr 2022 um 40 % eingebrochen - die Aktie ist mit kaum mehr als 7 Euro derzeit ein Schnäppchen, sinkt aber wegen katastrophaler Geschäftszahlen und Prognosen immer weiter.
Berlusconi könnte das Kurs-Tief der ProSieben-Aktie genützt haben, um über Treuhänder und Mittelsmänner fleißig weitere Aktien zuzukaufen und damit aus dem groß angelegten Streubesitz insgesamt mehr als 50 % zu erwerben, die er jetzt durch die Anmeldung bei der Wettbewerbs-Behörde konsolidieren will.
Dann wäre der rechtsextreme Italien-Politiker neuer Mehrheits-Eigentümer von ProSieben.
Zwar betont Berlusconi seit Wochen, dass er "keine Machtübernahme" bei ProSieben anstrebt - doch jeder Kenner der italienischen Politik weiß, dass die Versprechen des Bunga-Bunga-Politikers absolut nichts wert sind.
Im Gegenteil: Seit Wochen fordert Berlusconi von ProSieben eine völlige Neu-Orientierung der Strategie. Er wünscht sich eine starke Reduzierung der Digital-Aktivitäten (insbesondere von Online-E-Commerce-Aktivitäten wie Parship oder Flaconi) und mehr Konzentration auf lineares Fernsehen. Und er will mit seinen Beteiligungen in Italien, Spanien und nunmehr Deutschland ein fusioniertes "paneuropäisches Fernseh-Netzwerk" als Gegenpol zu den US-Giganten errichten.
Die Geschäftsführung von ProSieben Sat 1 hat sich bisher vehement gegen die Berlusconi-Pläne gewehrt. Erst am 1. Dezember hat der neue ProSieben-Chef Bert Habets seinen neuen Job angetreten und dabei die Eigenständigkeit von ProSieben betont und Berlusconis Pläne klar abgelehnt. Gut möglich, dass Habets deshalb von Berlusconi gleich wieder aus dem Amt geschossen wird. Dann wäre das Chaos bei ProSiebenSat 1 perfekt.