Grünes Gewölbe: So kam es zum Diamanten-Deal

18.12.2022

Drei Jahre lang war das Schicksal der gestohlenen Juwelen aus dem Grünen Gewölbe in Dresden unklar. Doch jetzt melden die Fahnder einen großen Erfolg. Die Chefin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden spricht von einem ''Weihnachtswunder''.

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© Oliver Killig/dpa
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Lange schien es so, als seien die aus dem Grünen Gewölbe in Dresden geraubten Juwelen und Schmuckstücke für immer verloren. Drei Jahre lang tauchte die wertvolle Beute nicht wieder auf. Doch am Samstag überraschten Staatsanwaltschaft und Polizei mit einer frohen Kunde: Ein Großteil der historischen Stücke wurde in der Nacht von Freitag auf Samstag in Berlin sichergestellt - einige davon wohl auch vollständig. Der Rückgabe der Beute liegt allem Anschein nach ein Deal zwischen den mutmaßlichen Dieben und der Justiz zugrunde.

© Sebastian Kahnert/dpa

Deal zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft

Seit Anfang des Jahres läuft in Dresden ein Prozess gegen sechs Tatverdächtige wegen schweren Bandendiebstahls und Brandstiftung. Die jungen Männer Rabieh (29), Bashir (27), Wissam (26), Abdul Majed (23), Mohamed (23) und Ahmed Remmo (24) gehören zu einer arabischstämmigen Großfamilie aus Berlin. Sie sind Mitglieder des Remmo-Clans. Nach Angaben der Ermittler gingen der Sicherstellung der Beute Sondierungsgespräche mit den Anwälten der Angeklagten voraus. Es sei "zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft unter Einbeziehung des Gerichts über eine mögliche Verfahrensverständigung und Rückführung noch vorhandener Beutestücke" gesprochen worden, teilten die sächsischen Behörden mit. Nach Informationen von "Spiegel TV" lief der Deal über die Anwälte des Verdächtigen Rabieh.  Sein Vater Whalid habe demnach den Deal vorangetrieben. 

Zum Fundort der Juwelen machten die Ermittler keine Angaben. "Alles Weitere ist nun dem Lauf der Hauptverhandlung vor dem Landgericht Dresden vorzubehalten", sagte Jürgen Schmidt, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden. Der Prozess wird am kommenden Dienstag fortgesetzt 

© Jürgen Karpinski/Grünes Gewölbe/Polizeidirektion Dresden/dpa
 

"Ein Weihnachtswunder"

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und ihre Generaldirektorin Marion Ackermann zeigten sich erleichtert. Sie selbst habe die letzten drei Jahre "tief daran geglaubt", dass die gestohlenen Juwelen wieder auftauchen. Es habe keine Hinweise darauf gegeben, dass Teile davon schon aufgetaucht oder verkauft worden seien. Auch die Analyse anderer Kunstdiebstähle habe Gewissheit einer Rückkehr gebracht. Doch wenn man so eine wundervolle Nachricht am Tag vor dem vierten Advent bekomme, dann glaube man an ein "Weihnachtswunder".

Der Einbruch am frühen Morgen des 25. November 2019 war einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle in Deutschland. Die Täter schlugen mit einer Axt Löcher in eine Vitrine und rissen die Juwelen heraus. Sie stahlen Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro. Danach entbrannte eine Diskussion über die Sicherheitsvorkehrungen in den Kunstsammlungen.

Nach Angaben der Ermittler sind nun etliche Schmuckstücke wieder da. Dazu zählten der Hutschmuck und der Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens aus der Brillantgarnitur. Insgesamt seien in Berlin 31 Einzelteile gefunden worden. Es fehlten unter anderem die beim Diebstahl beschädigte Epaulette mit dem "Sächsischen Weißen" und die Große Brustschleife der Königin Amalie Auguste.

Juwelen werden untersucht

Die gesicherten Stücke wurden in Begleitung von Spezialkräften der Polizei nach Dresden gebracht. In der sächsischen Landeshauptstadt sollen sie zunächst kriminaltechnisch untersucht werden. Anschließend sollen Fachleute der Staatlichen Kunstsammlungen sie auf Echtheit und Vollständigkeit prüfen. Das werde einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte SKD-Sprecher Holger Liebs am Sonntag.

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer reagierte umgehend: "Sachsen sagt: Danke", erklärte der CDU-Politiker an Polizei und Justiz gerichtet. Auch Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch zeigte sich erleichtert. "Nun bleibt abzuwarten, was die Gutachter bei der Sichtung der Stücke feststellen und in welchem Zustand diese sich befinden", teilte die CDU-Politikerin mit.

Nach Angaben von Polizeisprecher Thomas Geithner sind die Ermittlungsbehörden im Laufe der Zeit immer wieder danach gefragt worden, wie realistisch eine Rückkehr der Beute nach Dresden sei. "Wir haben uns immer betont optimistisch gezeigt", sagte Geithner. Es sei aber auch ein bisschen "Flunkerei" dabei gewesen. Je länger die Ermittlungen gedauert hätten, desto mehr sei auch die Zuversicht geschmolzen. Der Polizeisprecher trat auch ein bisschen auf die Euphoriebremse: Noch fehle ein Gutachten, welches die Echtheit der Stücke bestätigt.

 

Quelle: dpa
 

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